Im Überblick
Zinssatz
Leitzins EZB: 3,75 % (seit 04.05.2023)
Int. Banken
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Eigentlich sind die Deutschen stets auf der Suche nach profitablen Geschäften. Über Jahre hinweg haben sie sich darüber aufgeregt, dass Giro- und Sparkonten keine Zinsen mehr abwerfen. In Zeiten von Negativzinsen haben die Bürger vermehrt Bargeld zuhause aufbewahrt, sei es im Tresor oder in der Schreibtischschublade, um den von der Notenbank auferlegten „Strafzins“ zu umgehen. Das erschien vernünftig. Mittlerweile hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Nullzinspolitik jedoch beendet und seit Juli 2022 den Leitzins deutlich auf 3,5 Prozent angehoben. Viele Banken ziehen ebenfalls nach und es gibt wieder etwas für das Ersparte. Doch was machen einige Deutsche? Sie verzichten darauf, wie ein Blick auf die Bargeldbestände im Land zeigt: Die Privatpersonen hierzulande haben mehr Bargeld zuhause als zu Zeiten ohne Zinsen.

Bargeldbestände in Deutschland sind gigantisch

„Im Jahr 2022 erreichte der Bargeldbestand mit etwa 436,8 Milliarden Euro einen Rekordstand. Das entspricht einem Zufluss von 52,4 Milliarden Euro im Vergleich zu 2021“, ergibt eine Analyse des Beratungsunternehmens Barkow Consulting im Auftrag des Vermögensverwalters Whitebox. „Jeder, der sein Geld zuhause hortet, verliert zwangsläufig einen Teil seiner Ersparnisse durch die Inflation“, sagt Salome Preiswerk, Geschäftsführerin von Whitebox. Den Deutschen entgingen allein im vergangenen Jahr fast 20 Milliarden Euro aufgrund der Geldentwertung – ein Negativrekord. Im Jahr 2021 betrug der reale Wertverlust noch sieben Milliarden Euro und 2020 lediglich 900 Millionen Euro.

Doch warum verzichten viele auf mögliche Zinserträge, insbesondere in einer Zeit, in der die Inflation zeitweise so hoch ist wie seit 50 Jahren nicht mehr? Darauf kann nur spekuliert werden: Einige haben vielleicht aufgrund ihrer finanziell komfortablen Lage schlichtweg vergessen, dass sie Bargeld gehortet haben – sie vermissen es einfach nicht. Oder noch ärgerlicher, sie haben den Ort ihres Verstecks vergessen. Andere möchten möglicherweise aufgrund der weltweiten politischen Lage mehr Bargeld zuhause haben, um die Furcht vor russischen Cyberangriffen auf den Bankensektor oder die Stromversorgung besser bewältigen zu können. Darüber hinaus gelten die Deutschen ohnehin als konservative Anleger. Aktien werden von vielen immer noch abgelehnt, da sie als zu riskant gelten. Vielleicht schleppt sich auch nicht jeder mit dicken Bündeln Bargeld zur Bank, wenn die Zinsen bei 2,5 Prozent liegen, zumal das Restrisiko besteht, unterwegs überfallen zu werden oder am Schalter mit unangenehmen Fragen konfrontiert zu werden.

Dennoch bleibt das Verhalten der Sparer rätselhaft. Schließlich haben die deutschen Banken, deren Verhältnis zu ihren Kunden nicht immer ungetrübt ist, ihre Bargeldreserven bei der Leitzinsänderung sofort auf ihre Konten bei der EZB zurückgeführt, um den Einlagenzins zu kassieren. Dadurch machen sie gute und risikolose Geschäfte. Und die Sparer möchten daran wirklich nicht teilhaben? Wer noch Bargeld zuhause hat und jetzt ins Grübeln kommt, weiß, was zu tun ist: Festgeld wird gerade wieder interessant! Angesichts der Inflation wäre natürlich auch ein Investment in Gold denkbar. Es hängt, wie immer, vom Risikoverhalten des Anlegers und der Einschätzung der Zukunft ab.

Es geht aufwärts – die Europäische Zentralbank hat endlich den Ernst der inflationslage erkannt und in den letzten Monaten gleich mehrmals an der Zinsschraube gedreht. Mit etwas Druck durch die Fed-Kollegen aus den Vereinigten Staaten, die hier tonangebend waren und sind. Aber immerhin, so scheinen positive Realzinsen für Festgelder bald wieder möglich zu sein.

So wurden die EZB-Zinsen angehoben

04.05.20233,75%
16.03.20233,50%
02.02.20233,00%
15.12.20222,50%
28.10.20222,00%
Von 2,00% auf 3,75% in Zweimonatsschritten – und es dürfte noch weiter aufwärts gehen

Kurz erklärt – was kann man über den Leitzins steuern?

Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können. Die Hauptfunktion des Leitzinses besteht darin, die Geldpolitik zu steuern und die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone zu beeinflussen. Durch die Festlegung des Leitzinses beeinflusst die EZB die Zinsen, zu denen Geschäftsbanken Geld an Unternehmen und Haushalte verleihen.

Wenn die EZB den Leitzins erhöht, verteuert sich die Refinanzierung für Geschäftsbanken, was dazu führt, dass sie höhere Zinsen an Unternehmen und Haushalte weitergeben. Dies kann die Kreditnachfrage verringern und das Wirtschaftswachstum bremsen, aber auch die Inflation eindämmen.

Wenn die EZB den Leitzins senkt, wird die Refinanzierung für Geschäftsbanken günstiger, was dazu führen kann, dass sie niedrigere Zinsen an Unternehmen und Haushalte weitergeben. Dadurch wird die Kreditnachfrage angeregt, was das Wirtschaftswachstum fördern kann. Niedrigere Zinsen können auch die Investitionen und den Konsum ankurbeln.

Der Leitzins der EZB ist somit ein wichtiges Instrument, um die Geldmenge, die Inflation und dadurch indirekt auch das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Stabilität des Euro-Währungsgebiets zu gewährleisten.

Als unabhängige Zentralbank der Eurozone ist es das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die Preisstabilität zu gewährleisten. Dabei strebt die EZB eine Inflationsrate von knapp unter 2% an, um stabile Preise und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Wenn die Inflation jedoch über dieses Ziel hinausgeht, hat die EZB eine Reihe von Maßnahmen, die sie ergreifen kann, um sie zu reduzieren.

Eine Möglichkeit besteht darin, den Leitzins zu erhöhen. Hierbei handelt es sich um den Zinssatz, zu dem Banken Geld von der Zentralbank leihen können. Wenn die EZB den Leitzins erhöht, steigen auch die Zinssätze, die Banken ihren Kunden berechnen, was zu höheren Kreditkosten und einem geringeren Kreditangebot führen kann. Dies wiederum kann die Nachfrage und somit auch die Inflation senken.

Ein weiteres Instrument, das die EZB nutzen kann, ist das Anleihekaufprogramm. Hierbei kauft die EZB Staatsanleihen von Ländern der Eurozone auf, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen und die Zinssätze zu senken. Eine Senkung der Zinssätze kann dazu beitragen, die Investitionen und somit die Nachfrage anzukurbeln, was langfristig zu einer Senkung der Inflation führen kann.

Die EZB kann auch direkte Interventionen am Devisenmarkt vornehmen, um den Wert des Euro zu senken. Wenn der Euro an Wert verliert, steigen die Preise für importierte Güter und Dienstleistungen, was die Inflation erhöht. Durch den Verkauf von Euros auf dem Devisenmarkt kann die EZB den Kurs des Euro senken und somit die Inflation senken.

Nach einer jahrelangen Durststrecke musste die Europäische Zentralbank einsehen, dass eine Anhabung des Leitzinssatzes angebracht war. Eine Inflation in lange nicht mehr gesehener Höhe lässt hier auch keine andere Wahl. nach einer ersten Erhöhung folgt nun der zweite Schritt auf dann 1,25 Prozent. Immer noch ein sehr moderater Wert, wenn man sich historische Daten anschaut. Aber zumindest ein klares Signal an die Märkte, auf deren Reaktion jetzt zu warten ist.

Da für 2023 mit einer Rezession zu rechnen ist, tut sich die EZB schwer, noch stärker zu intervenieren. Gleichwohl ist sie durch ähnliche Schritte der FED unter Druck gesetzt, und das wichtigste Ziel der EZB ist nun einmal nicht die Förderung von Wirtschaftswachstum, sondern die Preisstabilität.

„Das, was typischerweise Rallys zum Entgleisen bringt, ist die Inflation“, meint der Chef des größten Staatsfonds der Welt, Nicolai Tangen in einem Interview mit dem Manager Magazin (Nr. 03/2021). Der norwegische Staatsfonds konnte 2020 eine um 0,27 Prozentpunkte höhere Rendite als der Index erzielen. Man scheint sich dort also auszukennen.

Wie aber lässt sich die Inflation in der gegenwärtigen Lage wieder „einfangen“? Wie werden sich die gigantischen Summen, die zur Überwindung der Coronakrise staatlicherseits (plus durch die EZB) in den Markt gepumpt wurden, wieder einfangen? Droht hier nicht ein massives Inflationsrisiko mit Auswirkung über alle Assetklassen?

Der Wirtschaftsweise Volker Wieland hält nun Inflationsraten für denkbar, „die zum Jahresende in einzelnen Monaten auch mal drei Prozent betragen können“, zitiert ihn die Wirtschaftswoche (Nr.12/2021 an 19.03.2021). Der private Konsum nahm 2020 um 6,5 Prozent ab – Geld, das die Konsumenten in den meisten Fällen nun auf der hohen Kante haben und gerne ausgeben möchten, wenn der Spuk der Pandemie endlich vorbei ist. Auch viele Investitionen wurden gestreckt oder verschoben, nicht nur, aber natürlich insbesondere in Hotel- und Gastgewerbe und weiteren, besonders hart getroffenen Branchen.

In ihrer heutigen Sitzung haben die EZB-Banker um (Noch-) Präsidenten Mario Draghi ihren Negativzinskurs fortgesetzt. Nicht nur bleiben die Leitzinsen auf die Einlagen für private Anleger bei Null Prozent, darüber hinaus werden die Negativzinsen, die Banken auf ihre Einlagen auf den Notenbank-Konten zahlen müssen, von 0,4 auf 0,5 Prozent steigen. Banken werden daher noch weniger gewillt sein, auf Einlagen privater Anleger positive Zinsen zu gewähren.

Auch wenn der Schritt klein ist, macht er doch deutlich, dass die EZB von ihrer Politik des billigen Geldes nicht abkehren möchte, im Gegenteil. Dies wird durch die zweite wichtige Entscheidung der Zentralbanker untermauert: Künftig steigt die EZB wieder in den Ankauf von Wertpapieren ein, 20 Milliarden Euro sind hierfür vorgesehen – monatlich!

EZB macht offen Finanzpolitik

Strafzinsen und massive Eingriffe der EZB in den Geldmarkt, die von Kritikern nicht mehr als Zentralbankmaßnahme, sondern als nicht mehr vertragskonforme Maßnahme, mithin als Eintritt in die Finanzpolitik (in diese Richtung hatte Bundesbankpräsident Weidmann argumentiert, der die rennlinie zwischen der Geldpolitik und der Finanzpolitik als verwischt sieht) angesehen werden, lassen nichts gutes erhoffen. Zinsen sind jedenfalls weit und breit nicht zu sehen.

Mehrere Verbraucherzentralen Bundesländer möchten gegen willkürlich berechnete Zinsen bei langfristigen Sparverträgen vorgehen, berichtet die F.A.Z. in einem Bericht. Banken haben gemäß Gesetzen und Rechtsprechung die Möglichkeit, ihre Zinssätze an das Marktniveau anzupassen. Das erfordert aber entsprechende Regeln in den Sparverträgen oder in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die so klar sein müssen, dass Kunden die Zinsänderungen überprüfen und kalkulieren können. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sieht hier ganz aktuell ein Problem in der Nachvollziehbarkeit und hat in 43 Fällen nachgewiesesen, dass die Transparenzanforderungen des Bundesgerichtshofs nicht eingehalten werden.

Verbraucherzentrale informiert Bafin

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat die zuständige Aufsichtsbehörde, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), hierüber in Kenntnis gesetzt. Auf F.A.Z.-Anfrage teilte die Bafin mit, dass ihr das Problem nicht nur aufgrund von Informationen von Verbraucherschützern schon länger bekannt sei, sondern auch aufgrund von Beschwerden von Verbrauchern direkt bei der Finanzaufsicht.

Das nicht enden wollende Niedrigzinsniveau auf dem deutschen und europäischen Markt führt dazu, dass Banken und Sparkassen mit Tricks und Kniffen versuchen, auch in bestehende Produkte einzugreifen und die Rendite gegen Null – und auch darunter – zu senken. Erst ein „normaler“, d.h. deutlich positiver Leitzins der EZB und ein Verzicht der Zentralbank auf darüber hinausgehende Eingriffe in den Markt könnten dazu führen, dass das Zinsniveau für private Anleger (ergo die Festgeldzinsen) sich wieder in einer Größenordnung bewegt, an die man sich über jahrzehnte gewohnt hatte. Der jetztige Zustand ist aus vielen Gründen ungesund.

Laut der neuesten Einschätzung des IFO-Instituts wird sich die konkunkturelle Entwicklung in Deutschland merklich eintrüben. Für das zuende gehende Jahr 2018 wird von einem Wirtschaftswachstum von nur noch 1,5 Prozent ausgegangen, und die Prognose für 2019 liegt bei 1,1 Prozent. Hiermit wurde die bisherige Prognose, die für 2019 ein Wachstum von 1,9 Prozent voraussah, deutlich nach unten korrigiert.

„Die durch die Auto-Industrie ausgelöste Schwächeperiode zieht sich noch bis 2019 hin“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die konkurrierenden Forschungsinstitute DIW und IfW sind etwas optimistischer und sehen 2019 ein Wachstum von 1,6 bzw. 1,8 Prozent auf Deutschland zukommen. Hochkonjunktur ist in jedem Fall aber anders!

Alle Institute sehen in der schwachen Entwicklung der Automobilindustrie, also des klassischen deutschen Exportmotors, die Hauptursache für das schwache Wachstum. Problematisch ist, dass die diese die Umstellung auf den neuen Abgasstandard zum 1. September nicht geschafft hat und viele Fahrzeuge „auf Halde“ gelagert werden müssen.

Dementsprechend gaben die Aktien der Autowerte in den letzten Monaten massiv nach und zogen den Aktienindex DAX nach unten.


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Festgeld-Zitat
"Der eine spart, der andere braucht Geld, das er noch nicht hat. Das muss organisiert werden. Das nennt man Bank. So einfach ist das."

Wolfgang Schäuble, Finanzminister

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