Seit heute haben wir im Euroraum eine Null-Verzinsung – was den Leitzins angeht. Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems betrug zuvor 0,05 % (seit dem 10. September 2014). Die Senkung ist also „moderat“, hat aber einen wichtigen psychologischen Wert. Denn weniger als Null geht nicht. Oder etwa doch?
Banken suchen nach Ausweg für Strafzinsen
Nun ja, wenn man als Bank (oder Banken gleichgestellte Institution) Geld bei der EZB parken möchte, gibt es hierfür keine Zinsen mehr – vielmehr wird eine Strafgebühr in Höhe von 0,4 Prozent p.a. verlangt! Diese sogenannte Einlagefazilität ist für Banken wichtig, um das Geld an einem sicheren Platz zu wissen – und prinzipiell auch, um hiermit zumindest einen geringen Zinsegewinn zu erzielen. Dieser absurde Negativzins hat bereits zu ersten Reaktionen geführt: Banken gehen dazu über, Geld eben nicht mehr an die EZB zu überführen, sondern große Bargeldbestände in eigenen Tresoren zu lagern und so die 0,4 Prozent Strafzinsen zu vermeiden. Bereits seit längerem versuchen Banken auch, eigene Goldbestände aufzustocken und sehen auch hierin einen sicheren Hafen für Geldbestände.
„Erosiondes Rechts“ laut Münchener-Rück-Chef
Münchener-Rück-Chef von Bomhard übte heftige Kritik an der Geldpolitik der EZB. Er warf der Bundesregierung laut einem Bericht auf Welt online vor, einem Vermögensverlust der Sparer in Deutschland durch die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) tatenlos zuzusehen. Es sei in höchstem Maße befremdlich, dass sich die Bundesregierung angesichts der verhängnisvollen Zinspolitik der EZB nicht einschalte, sagte von Bomhard. Die „Erosion des Rechts“ sei mit Händen zu greifen. „Was wir sehen, besorgt uns in höchstem Maße.“ Die Umverteilung, die durch die Zinspolitik ausgelöst werde, treffe vor allem die Ärmeren. „Das kann man nicht einfach laufen lassen.“
Auswege: Gold oder Immobilien
Welche Möglichkeiten haben Privatanleger in dieser Gemengelage? Sicherlich ist durch die niedrigen Zinsen das Thema Immobilien attraktiv geworden. Doch nicht in jeder Region – Investments in Städten wie München wären auch bei einer tatsächlichen Nullverzinsung für Hypotheken ein gewagtes Vorhaben, da sich die Preise dort mitlerweile in astronomischen Höhen bewegen. Wer in einer Region lebt, in denen die Preise für Häuser und Wohnungen eine Seitwärtsbewegung erleben (und davon gibt es genug Regionen) und die Immobilie möglicherweise noch selbst nutzen möchte, macht beim Kauf jetzt nichts falsch, bei Hypothekenzinsen von im Schnitt 1,35 Prozent ist ein weiteres Absinken kaum vorstellbar. Und allen anderen bleibt die wieder attraktiver werdende Möglichkeit, Gold zu kaufen. Auch hier zieht der Preis zwar schon an, aber die jüngsten Signale aus Frankfurt werden diesen Trend weiter verstärken und beschleunigen – ein Einstieg ins Goldinvestment ist also noch lukrativ!